Ein fragiles Ungleichgewicht zeichnet die Arbeiten von Maud Châtelet aus. Die Bilder selbst, in ihrer – so scheint es – zufälligen Ausschnitthaftigkeit, rekurrieren auf ein kollektives Unbewusstes; sie erzählen von etwas, das einem auf unheimliche Weise bekannt vorkommt. Dabei weiss man als betrachtende Person nicht, woher man sie denn kennen könnte, diese Situationen oder dieses Gesicht: Ob eine fast verschüttete Kindheitserinnerung, eine Szene aus einem Film oder ein Traumbild – Fiktion und Erinnerung verwischen und vermischen sich. Somit spielen die Bilder nicht auf eine externe Wirklichkeit an, sondern auf eine Art innere Wahrheit. Und so bringen sie – das ist das eigentlich Erstaunliche – bei jedem etwas zum Klingen, ohne dabei ihr Geheimnis preiszugeben. Eine Ahnung taucht auf, die, sobald man sie zu greifen versucht, schon wieder verschwindet. Vor-Bilder sind dabei paradoxerweise Fotografien, «found footage», die Maud Châtelet zumeist im Internet findet. Auf diese Weise vereinnahmt und bearbeitet, bringen sie das Nahe und das Ferne zusammen.